Monday, November 14, 2016

Herbstfruchtfarbe

#CN Die ersten 2 Absätze handeln von Essen.

Neben Stricken mache ich noch eine Menge andere Sachen, darunter Marmelade bzw. Gelees einkochen. Vor ein paar Monaten hatte die Weinlese schon begonnen und mir war irgendwie nach Traubengelee. Eigentlich war mir nach einem bestimmten Traubengelee, aber das werde ich dann mit einer einfacheren Methode (nämlich nur mit dem Saft) nachholen. 


Jedenfalls kaufte ich beim Obstbauer meines Vertrauens Cabernet-Sauvignon-Trauben, aus denen feiner Rotwein gemacht wird. Dann habe ich die Trauben gekocht, gequetscht und durch ein Sieb tropfen lassen und den Saft zu Gelee verarbeitet. Aber in den Trauben selbst war noch jede Menge Farbe und die wollte ich noch rausholen. Also besann ich mich aufs Färben.

Ich habe vorher erst einmal Wolle mit Batikfarben gefärbt und sie wurde nicht ganz so, wie ich hoffte, aber trotzdem schön. Und es war mir auch recht egal, misslingen konnte das Experiment ja nicht wirklich, schließlich konnte ich die Wolle nochmals überfärben. 


Als Basismaterial nahm ich weiße Alpakawolle, die ich im Sommer direkt am Urbabergerhof gekauft habe, wo die Alpakas und wunderhübsche bretonische Zwergschafe wohnen. Zuerst schaute ich noch ein paar Blogposts an, denn ich wusste nicht, ob ich Salz oder Essig verwenden sollte.

Eigentlich dienen Salz und Essig dazu, die Fasern weich bzw. aufnahmebereit für Farbe zu machen. Viele Färber_innen verwenden dazu Alaun, also Aluminiumkaliumsulfat-Dodecahydrat oder Aluminiumsulfat, so ganz genau weiß ich das nicht. Nachdem es aber Sonntag war und ich nicht zur Apotheke wollte - und auch keinen meiner Töpfe opfern wollte, denn angeblich darf dann in dem Topf nichts mehr anderes zubereitet werden als Farbbäder für Textilien - nahm ich schnöden Apfelessig, weil sonst hatte ich nur Rotweinessig und was, wenn der dann den Farbton verdarb?

Jedenfalls habe ich mein Garn erst auf der Haspel zu einem Strang gewickelt, mit Spülmittel gewaschen und gut ausgespült und dann in einem warmen Essigwasserbad für eine Stunde versenkt. Derweil habe ich die Traubenreste ausgekocht und dann den Sud durch ein Sieb gegossen, denn ich wollte ungern Traubenreste aus dem Garn picken.


Dann habe ich meinen Strang gut in der Salatschleuder ausgeschleudert und im Farbbad versenkt. Wahrscheinlich hätte ich wirklich noch Salz dazutun sollen ... aber die Farbe hielt auch so. Dort lag das Garn dann über mehrere Stunden und siedete vor sich hin, dann packte mich die Neugier und ich beschloss, es doch ein wenig köcheln zu lassen.

Schließlich habe ich es ausgewaschen und danach nochmal für einige Zeit im Farbbad versenkt und dann nochmals in kaltem Wasser ausgewaschen - bis auf Essigwasserbad und Farbbad war alles verwendete Wasser kalt.


Auf den Fotos ist es etwas rötlicher bzw. war der Himmel beim Fotografieren ziemlich grau, ich weiß also nicht, wie es z.B. in direktem Sonnenlicht aussieht. Ich würde sagen, es ist ein müdes Weinrosa, mit bräunlichen Untertönen, sehr kuschelig irgendwie. Leider harmoniert es so gut mit dem karamellfarbenen Garn, dass der Unterschied zwischen den Garnen stark verwischt werden würde, also kann ich sie nicht zusammen verwenden.

Ich weiß auch nicht, wie farbecht das Garn dann tatsächlich wird, ich habe es ausgewaschen, bis das Wasser klar war, aber nicht hunderttausendmal. Nachdem ich eigentlich Fäustlinge daraus stricken will und ich meine Fäustlinge so ca. einmal im Jahr wasche, wird es schon kein Drama werden und sonst - werden sie halt überfärbt.

So als erstes richtiges Experiment mit Färben und pflanzlichen Färbemitteln ist es ziemlich gut gelungen - Zeit, die Stränge wieder aufzuwickeln und mit Stricken zu beginnen!

Monday, October 3, 2016

Warme Umhüllung

So, mein Gentle Cuddle ist fertig. Mit ein wenig Gefluche und viel Auftrennen. Nachdem ich jetzt schon einige Jacken für mich gestrickt habe, sehe ich langsam, wie ich Strickmuster auf mich anpassen muss, damit sie auch wirklich passen.


Wie hier beschrieben, basiert die Jacke auf dem Cubes Pullover - also zumindest die Zahlen für den Halsteil. Ich hatte mir die Größe L ausgesucht, denn ich habe endlich gemerkt, dass mein Rücken ja viel schmäler ist als meine Vorderseite. Als ich die 4. Reihe der Zunahmen fertig hatte, merkte ich, dass sie zu viel war. Es war einfach zu viel Stoff. Also trennte ich sie wieder auf und strickte gerade weiter und das war dann ok.

Aber ich habe jetzt auch gemerkt, dass die Distanz zwischen Schulter und Achselhöhle bei mir eigentlich nicht sehr groß ist. Von daher gibt es jetzt eine ausgeprägte Falte bei der Achsel, mit der ich halt leben muss. Die Ärmel gehen auch nicht ganz bis unter die Achselhöhle. Nächstes Mal experimentiere ich mal mit der kleinen Größe für den Anfang, vielleicht wird dann auch der Ausschnitt nicht ganz so riesig. Beziehungsweise gibt es ja auch die Methode, wo nur bei den Maschen für die Ärmel zugenommen wird ... aber da muss ich noch experimentieren.


Wahrscheinlich hätte ich ein paar der Maschen an den Ärmeln noch zum Körper dazugeben können. Schwierig wurde es mit den Taschen. Zuerst habe ich sie viel zu weit hinten angesetzt und mit den Körper mitgestrickt, aber das war keine gute Idee, sie wurden auch viel zu lang. Und die lila Wolle ist auch um einiges dünner als die graubraune, also habe ich den unteren Teil bis zur Farbgrenze wieder aufgetrennt und mehr Maschen zugenommen, damit auch mein Bauch genug Platz hat.


In der letzten Reihe vor dem Bündchen habe ich dann mit 2 Extraknäuelchen jeweils am Rand der Jacke über 20 Maschen doppelfädig gestrickt und die zusätzlichen 20 Maschen dann nach oben gestrickt. Oben bei der Farbgrenze angekommen reichte dann Kitchener Stitch, um die Tasche zu befestigen. Dann habe ich die Taschen noch eingefasst und dann war das untere Bündchen dran.


Als nächstes strickte ich die Knopfleisten, damit ich alles danach übriggebliebene Garn für die Ärmel verwenden konnte. Die Taschen waren an der Seite zur Knopfleiste noch offen, jetzt sollten sie geschlossen werden. Zuerst habe ich noch alle Fäden bei den Taschen vernäht, um mir später Mühe zu ersparen. Um auf der Innenseite nicht zu viel Material zu haben, was dazu führen könnte, dass die Knopfleiste nicht flach liegt, habe ich jeweils nur den äußersten Teil der Randmasche aufgenommen, normalerweise nehme ich die ganze Randmasche auf, damit alles ein wenig stabiler ist.

 

 Die Ärmel waren vergleichsweise einfach, ich musste nichts mehr auftrennen. Ich hatte noch ein paar recht kurze Restchen übrig und knotete sie alle aneinander, bis ich wieder ein kleines Knäuel hatte, aus dem habe ich dann vier kleine Fleckchen gestrickt, schräg, also mit einer Masche begonnen, daraus 2 gestrickt, in der nächsten Reihe aus einer Masche 2, also insgesamt 3 und dann am Rand immer zugenommen bis ich 9 Maschen hatte, in der Mitte ein Loch eingestrickt und dann wieder am Rand abgenommen bis 3 Maschen übrig waren, die 3 zusammengestrickt, aus.


Zusätzlich zu den 8 Knöpfen an der Knopfleiste nähte ich noch 4 Knöpfe an, die auch für sich allein gut aussehen. Ich wollte auch noch kleinere Knöpfe rundherum nähen, aber das wird glaube ich zu viel. Jedenfalls lassen sich die Flecken dranknöpfen. Die ganzen Enden und Knoten an den Fleckchen habe ich absichtlich nicht vernäht und ich finde das sieht ziemlich gut aus so.


Allerdings gibt mir das mit meinen Maßen schon zu denken. Wahrscheinlich sollte ich mich endlich mal komplett abmessen und diese Maße irgendwo notieren und dann jeweils Berechnungen anstellen, dann müsste ich nicht so viel auftrennen. Leider werden meine Maschenproben nie so, wie ich dann am kompletten Stück stricke. Auf jeden Fall bin ich sehr zufrieden mit der Jacke, sie ist schön, seeeehr warm - und ich habe die Wolle wirklich bis auf den letzten Fitzel aufgebraucht!

Monday, September 12, 2016

Schildkröten am Abend

Bald reise ich in die Schweiz zu meinen Niblingen (die Kinder meines Bruders und meiner Schwägerin), für die ich wie im letzten Post erwähnt, Pullunder gestrickt habe. Auf dem Weg dorthin mache ich aber in Vorarlberg halt und besuche eine Twitterfreundin.

Diese Freundin hat sich eine Schildkröte gewünscht, also habe ich mich umgesehen. Die gestrickten Schildkröten, die ich so unauffällig in meinen Favorites auf Ravelry habe, waren alle ein wenig zu aufwändig, mit viel Nähen usw. Dann fand ich das ideale Häkelmuster: Tiny Two-Tone Turtle - die kleine Zweifarbenschildkröte von Lucy Collin. 


In diesem Häkelmuster wird nämlich nichts angenäht, sondern die Beinchen, der Schwanz und der Kopf entstehen aus Popcornstichen. Ich habe das Muster ein wenig verändert, da ich sonst die Übergänge bei den Mustern nicht so schön fand. Ich häkle also in der 3. Runde zuerst den spike stitch, dann die 2 sc in den nächsten st. In Runde 4 häkle ich zurest 2 sc, dann 2 sc in next st, dann sc in next 5 st, usw., bis am Ende dann noch 3 st zu häkeln übrig sind.

Die Popcornstich-Beinchen haben mich ein wenig verzweifeln lassen. Zuerst habe ich die Kommentare gelesen, dann auf Ravelry geschaut, ob irgendeine andere Person damit Schwierigkeiten hatte. Aber gefunden habe ich nichts. Dann studierte ich die Bilder von anderen Projekten und probierte ein bisschen herum, bis mir klar war: Wenn die Häkelnadel aus der Masche gezogen wird, muss ich von vorne in die 1. dc (also den oberen Teil der Masche, als würde ich dort gleich eine sc machen), dann ziehe ich die Masche durch, gehe dann mit der Häkelnadel nach hinten und mache eine sc in die nächste Masche. Wahrscheinlich hätte ich das fotografieren sollen. Hm. Nächstes Mal.


Nach der ersten Testschildkröte holte ich meine Lace-Reste und meine ganz dünnen Häkelnadeln und schwitzte Bäche, aber die kleinste Zweifarbenschildkröte ist ungeheuer niedlich geworden. Bei ihr habe ich schon etwas ausprobiert, es dann aber wieder rückgängig gemacht: Mir gefällt nicht, dass der Schildkrötenpanzer so wenig Rand hat. Da die Beinchen etc. alle an das hintere Beinchen der Häkelmaschen (BLO = back loop only) gehäkelt werden, habe ich das vordere Beinchen dazu benutzt um einen Rand aus slip stitches zu machen.


Aber das ist bei dünner Wolle eine ziemliche Quälerei und sah bei der kleinsten Schildkröte nicht so gut aus. Also habe ich es bei der mittleren Schildkröte probiert und da sieht es gut aus, finde ich. Ich habe ihren Panzer um zwei Reihen höher gemacht - wahrscheinlich würde ich für eine weitere Schildkröte an die 5. Reihe eine 6. mit sc in all stitches machen und dann meinen Rand aus slip stitches machen.

Den Mund habe ich mir bei der großen Schildkröte gespart und bei den kleinen gleich Augen und Mund, ich finde die auch nicht unbedingt nötig. Die Tierchen sind schnell fertig und wenn sie nicht zum Spielen gedacht sind, müssen die Fäden auch nicht sehr sorgfältig vernäht werden, verknoten reicht völlig. *pfeift unauffällig*


Ich kann mir vorstellen, dass sie als Broschen, Ohrclips oder Magnete sehr hübsch aussehen. Ich jedenfalls darf mir jetzt den Kopf über das beste Reisestrickprojekt zerbrechen. Also außer den Pulswärmern für meine Patentante.

Monday, September 5, 2016

Vorsichtige Wiederbelebung

10.000 Jahre später ...

Ich möchte wieder über mein Gestricktes schreiben. In letzter Zeit habe ich so viel entwickelt und ausprobiert und es steht noch so vieles auf dem Programm und manchmal habe ich das Bedürfnis es aufzuschreiben. Besonders nachdem ich das komplette Blog nochmals gelesen habe - es macht schon Spaß. meine eigene Strickgeschichte zu verfolgen.

Allerdings werde ich von heute an auf Deutsch schreiben - nicht, weil ich nicht mehr Englisch schreiben mag, aber die Zusammensetzung meiner Strickblase hat sich verändert und ich mag mehr Menschen den Zugang zu meinen Texten ermöglichen.


In letzter Zeit habe ich wieder ein paar Kinderdinge gestrickt, denn Besuch bei den Niblingen steht auf dem Programm und ich stricke auch gerne Kinderkleidung auf Vorrat. In einem anderen Post möchte ich über meine Lieblingskonstruktionen schreiben, heute soll es um ein besonderes Muster gehen.

Rechts seht ihr ein Bild von Glühwürmchen, einem der Pullunder, aus schwarzer und sehr bunter Wolle mit vielen verschiedenen Farben gestrickt. In der Mitte des Ausschnitts sind drei Knöpfe. Die Träger und der untere Rand sind bunt, in der Mitte wechseln sich dicke schwarze Streifen mit dünnen bunten Streifen ab. Die bunten Streifen sind kraus gestrickt, die schwarzen glatt.

Ich finde den Pullunder so sehr nett, aber als ich das Strickstück umdrehte, um die Enden zu vernähen, fluchte ich ein wenig, weil die Innenseite noch schöner war als die Außenseite! Sie sah nämlich so aus:


Auf der verkehrt gestrickten Seite ergibt sich durch die bunten Maschen auf den schwarzen ein interessantes Muster, wie kleine Bögen oder Reißverschlusszacken, die ineinander greifen. Genau dieser Reißverschlusseffekt interessierte mich. Ich habe ihn nämlich bereits in einem anderen Strickstück erfolgreich angewendet.

Nachdem ich aber den Pullunder nicht umkehren konnte und nicht neu stricken wollte, bleibt die schöne Innenseite erst mal innen. Dafür wollte ich dieses Muster auf ein Jäckchen anwenden.


Als Vorlage verwendete ich den Cubes Pullover aus der Deep Fall Knitty 2014 und nannte mein Jäckchen Gentle cuddle.

Die graubraune Wolle dafür habe ich schon ewig. Ich kann nicht mehr genau sagen, wann sie in meinen Wollvorrat (bzw. Stash) kam, aber definitiv vor 2009. Der Eintrag des Garns, Lana Grossa Cashtweed, wurde 2007 erstellt. Manche Garne liegen bei mir so lange, sie werden ja nicht schlecht. Manche warten auf das perfekte Projekt, manche auf eine Kontrastfarbe. Und für dieses Garn fand sich endlich den perfekten Kontrast in Form von Lana Grossa Royal Tweed in einem rötlichen Hellviolett.



Also habe ich gleich das neue Muster ausprobiert und musste traurig feststellen, dass die Farbkombination dafür absolut ungeeignet war. Bzw. wenn ich geplant hätte, einen subtilen, verschwommenen Farbeffekt zu erzeugen, wäre es perfekt gewesen. Aber ich wollte doch, dass der schöne Reißverschlusseffekt sichtbar wurde.

Tat er aber nicht. Stattdessen gefiel mir die glatte Seite viel, viel besser und das Kontrastgarn leuchtete viel mehr aus der graubraunen Wolle hervor. Nur musste ich jetzt alles bis auf den Halsansatz auftrennen, denn mein Perfektionismus verlangte, dass die Vorderseite des Anschlags zu sehen war und nicht die Rückseite, die bei den glatten Maschen so kleine Knubbel macht, wie ihr links sehen könnt.



Das Reißverschlussmuster eignet sich also am Besten für Garne mit hohem Kontrast, wie ihr rechts bei meiner Katzenfamilie - also der vordersten Katze - sehen könnt. Es entsteht, wenn ihr mit zwei Farben strickt und die Farbe in jeder Reihe abwechselt. Die vorderste Katze ist komplett in der Technik gestrickt, aus dunkelbrauner und wollweißer Wolle.

Zwar habe ich für die Katze diese Technik nicht angewendet, aber für rundgestrickte Projekte im Reißverschlussmuster eignet sich die Helix-Stricktechnik ausgezeichnet. Ich möchte das demnächst in einer Mütze ausprobieren.