Monday, September 12, 2016

Schildkröten am Abend

Bald reise ich in die Schweiz zu meinen Niblingen (die Kinder meines Bruders und meiner Schwägerin), für die ich wie im letzten Post erwähnt, Pullunder gestrickt habe. Auf dem Weg dorthin mache ich aber in Vorarlberg halt und besuche eine Twitterfreundin.

Diese Freundin hat sich eine Schildkröte gewünscht, also habe ich mich umgesehen. Die gestrickten Schildkröten, die ich so unauffällig in meinen Favorites auf Ravelry habe, waren alle ein wenig zu aufwändig, mit viel Nähen usw. Dann fand ich das ideale Häkelmuster: Tiny Two-Tone Turtle - die kleine Zweifarbenschildkröte von Lucy Collin. 


In diesem Häkelmuster wird nämlich nichts angenäht, sondern die Beinchen, der Schwanz und der Kopf entstehen aus Popcornstichen. Ich habe das Muster ein wenig verändert, da ich sonst die Übergänge bei den Mustern nicht so schön fand. Ich häkle also in der 3. Runde zuerst den spike stitch, dann die 2 sc in den nächsten st. In Runde 4 häkle ich zurest 2 sc, dann 2 sc in next st, dann sc in next 5 st, usw., bis am Ende dann noch 3 st zu häkeln übrig sind.

Die Popcornstich-Beinchen haben mich ein wenig verzweifeln lassen. Zuerst habe ich die Kommentare gelesen, dann auf Ravelry geschaut, ob irgendeine andere Person damit Schwierigkeiten hatte. Aber gefunden habe ich nichts. Dann studierte ich die Bilder von anderen Projekten und probierte ein bisschen herum, bis mir klar war: Wenn die Häkelnadel aus der Masche gezogen wird, muss ich von vorne in die 1. dc (also den oberen Teil der Masche, als würde ich dort gleich eine sc machen), dann ziehe ich die Masche durch, gehe dann mit der Häkelnadel nach hinten und mache eine sc in die nächste Masche. Wahrscheinlich hätte ich das fotografieren sollen. Hm. Nächstes Mal.


Nach der ersten Testschildkröte holte ich meine Lace-Reste und meine ganz dünnen Häkelnadeln und schwitzte Bäche, aber die kleinste Zweifarbenschildkröte ist ungeheuer niedlich geworden. Bei ihr habe ich schon etwas ausprobiert, es dann aber wieder rückgängig gemacht: Mir gefällt nicht, dass der Schildkrötenpanzer so wenig Rand hat. Da die Beinchen etc. alle an das hintere Beinchen der Häkelmaschen (BLO = back loop only) gehäkelt werden, habe ich das vordere Beinchen dazu benutzt um einen Rand aus slip stitches zu machen.


Aber das ist bei dünner Wolle eine ziemliche Quälerei und sah bei der kleinsten Schildkröte nicht so gut aus. Also habe ich es bei der mittleren Schildkröte probiert und da sieht es gut aus, finde ich. Ich habe ihren Panzer um zwei Reihen höher gemacht - wahrscheinlich würde ich für eine weitere Schildkröte an die 5. Reihe eine 6. mit sc in all stitches machen und dann meinen Rand aus slip stitches machen.

Den Mund habe ich mir bei der großen Schildkröte gespart und bei den kleinen gleich Augen und Mund, ich finde die auch nicht unbedingt nötig. Die Tierchen sind schnell fertig und wenn sie nicht zum Spielen gedacht sind, müssen die Fäden auch nicht sehr sorgfältig vernäht werden, verknoten reicht völlig. *pfeift unauffällig*


Ich kann mir vorstellen, dass sie als Broschen, Ohrclips oder Magnete sehr hübsch aussehen. Ich jedenfalls darf mir jetzt den Kopf über das beste Reisestrickprojekt zerbrechen. Also außer den Pulswärmern für meine Patentante.

Monday, September 5, 2016

Vorsichtige Wiederbelebung

10.000 Jahre später ...

Ich möchte wieder über mein Gestricktes schreiben. In letzter Zeit habe ich so viel entwickelt und ausprobiert und es steht noch so vieles auf dem Programm und manchmal habe ich das Bedürfnis es aufzuschreiben. Besonders nachdem ich das komplette Blog nochmals gelesen habe - es macht schon Spaß. meine eigene Strickgeschichte zu verfolgen.

Allerdings werde ich von heute an auf Deutsch schreiben - nicht, weil ich nicht mehr Englisch schreiben mag, aber die Zusammensetzung meiner Strickblase hat sich verändert und ich mag mehr Menschen den Zugang zu meinen Texten ermöglichen.


In letzter Zeit habe ich wieder ein paar Kinderdinge gestrickt, denn Besuch bei den Niblingen steht auf dem Programm und ich stricke auch gerne Kinderkleidung auf Vorrat. In einem anderen Post möchte ich über meine Lieblingskonstruktionen schreiben, heute soll es um ein besonderes Muster gehen.

Rechts seht ihr ein Bild von Glühwürmchen, einem der Pullunder, aus schwarzer und sehr bunter Wolle mit vielen verschiedenen Farben gestrickt. In der Mitte des Ausschnitts sind drei Knöpfe. Die Träger und der untere Rand sind bunt, in der Mitte wechseln sich dicke schwarze Streifen mit dünnen bunten Streifen ab. Die bunten Streifen sind kraus gestrickt, die schwarzen glatt.

Ich finde den Pullunder so sehr nett, aber als ich das Strickstück umdrehte, um die Enden zu vernähen, fluchte ich ein wenig, weil die Innenseite noch schöner war als die Außenseite! Sie sah nämlich so aus:


Auf der verkehrt gestrickten Seite ergibt sich durch die bunten Maschen auf den schwarzen ein interessantes Muster, wie kleine Bögen oder Reißverschlusszacken, die ineinander greifen. Genau dieser Reißverschlusseffekt interessierte mich. Ich habe ihn nämlich bereits in einem anderen Strickstück erfolgreich angewendet.

Nachdem ich aber den Pullunder nicht umkehren konnte und nicht neu stricken wollte, bleibt die schöne Innenseite erst mal innen. Dafür wollte ich dieses Muster auf ein Jäckchen anwenden.


Als Vorlage verwendete ich den Cubes Pullover aus der Deep Fall Knitty 2014 und nannte mein Jäckchen Gentle cuddle.

Die graubraune Wolle dafür habe ich schon ewig. Ich kann nicht mehr genau sagen, wann sie in meinen Wollvorrat (bzw. Stash) kam, aber definitiv vor 2009. Der Eintrag des Garns, Lana Grossa Cashtweed, wurde 2007 erstellt. Manche Garne liegen bei mir so lange, sie werden ja nicht schlecht. Manche warten auf das perfekte Projekt, manche auf eine Kontrastfarbe. Und für dieses Garn fand sich endlich den perfekten Kontrast in Form von Lana Grossa Royal Tweed in einem rötlichen Hellviolett.



Also habe ich gleich das neue Muster ausprobiert und musste traurig feststellen, dass die Farbkombination dafür absolut ungeeignet war. Bzw. wenn ich geplant hätte, einen subtilen, verschwommenen Farbeffekt zu erzeugen, wäre es perfekt gewesen. Aber ich wollte doch, dass der schöne Reißverschlusseffekt sichtbar wurde.

Tat er aber nicht. Stattdessen gefiel mir die glatte Seite viel, viel besser und das Kontrastgarn leuchtete viel mehr aus der graubraunen Wolle hervor. Nur musste ich jetzt alles bis auf den Halsansatz auftrennen, denn mein Perfektionismus verlangte, dass die Vorderseite des Anschlags zu sehen war und nicht die Rückseite, die bei den glatten Maschen so kleine Knubbel macht, wie ihr links sehen könnt.



Das Reißverschlussmuster eignet sich also am Besten für Garne mit hohem Kontrast, wie ihr rechts bei meiner Katzenfamilie - also der vordersten Katze - sehen könnt. Es entsteht, wenn ihr mit zwei Farben strickt und die Farbe in jeder Reihe abwechselt. Die vorderste Katze ist komplett in der Technik gestrickt, aus dunkelbrauner und wollweißer Wolle.

Zwar habe ich für die Katze diese Technik nicht angewendet, aber für rundgestrickte Projekte im Reißverschlussmuster eignet sich die Helix-Stricktechnik ausgezeichnet. Ich möchte das demnächst in einer Mütze ausprobieren.